Besuch einer Wohngruppe der stationären Jugendhilfe – vorbildliche Betreuung junger Menschen

Ich besuchte jetzt den Verein „Interkulturelle Soziale Arbeit und Forschung e.V.“ (ISAF), der in Hilchenbach insbesondere Träger vier gemischter Wohngruppen der stationären Jugendhilfe für Jungen und Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren ist. Meine Gesprächspartner waren u.a. Alexander Reichenau, 2. Vereinsvorsitzender, und Jens Hunecke, pädagogischer Mitarbeiter.

Als Leiter einer der vier Wohngruppen führte mich Jens Hunecke durch das Haus „In der Hasselsbach 1“, in dem, wie auch in den übrigen Hilchenbacher ISAF-Wohngruppen, neun junge Menschen wohnen, die von fünf Fachkräften pädagogisch betreut und therapeutisch begleitet werden. Die Kinder und Jugendlichen verfügen jeweils über ein eigenes Zimmer und damit über eine wichtige Rückzugsmöglichkeit. Diese Zimmer sind freundlich und individuell gestaltet, darüber hinaus stehen den jungen Leuten und ihren Betreuern attraktive Gemeinschaftsräume zur Verfügung.

„Wir nehmen Jungen und Mädchen auf, die selbst psychische Entwicklungsstörungen haben, oder deren persönliche Entwicklung aufgrund von psychischen Problemen der Eltern gefährdet ist“, erläuterte Alexander Reichenau und fügte hinzu: „Ein notwendiger und integrativer Bestandteil unserer Konzeption ist die Elternarbeit bzw. die Zusammenarbeit mit der Ursprungsfamilie. Diese findet kontinuierlich parallel zur Betreuung der Jugendlichen statt.“ Ziel von ISAF sei es, die betreuten Jugendlichen in die Lage zu versetzen, später als Erwachsene mit einer eigenen Identität selbstbewusst und selbständig zu leben.

Gruppenleiter Jens Hunecke wies darauf hin, dass die Kinder in der Regel nicht aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein, sondern aus anderen Regionen stammen. Räumlicher Abstand zu ihrem früheren Lebensumfeld sei grundsätzlich von Vorteil.

Schön war, dass ich auch die Möglichkeit hatte, in lockerer Runde mit den jungen Bewohnerinnen und Bewohnern zu sprechen. Sie berichteten mir, dass sie vormittags alle eine normale Schule besuchen, bevor sie in die Wohngruppe zurückkehren, um dort ihre Hausaufgaben zu erledigen und anschließend ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Einige der Kinder und Jugendlichen gehen zur Realschule Hilchenbach, die inzwischen auch über einen Hauptschulzweig verfügt, andere besuchen die „Kindelsbergschule“, ein Förderschule im benachbarten Kreuztal.

Jens Hunecke betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Lehrern der örtlichen Schulen gut und eng sei. Für die „Kindelsbergschule“ in Ferndorf gelte dies in besonderem Maße. Durch einen Schulverbund mit der Lachsbachschule in Bad Laasphe konnte der Förderschulstandort Kreuztal erfreulicher Weise gesichert werden. Alexander Reichenau ergänzte: „Dass die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen einen Schul- oder Berufsabschluss erreichen, der ihren persönlichen Fähigkeiten entspricht, liegt uns besonders am Herzen.“ Von Vorteil sei, dass Hilchenbach und das nahe Siegen eine große Palette an Ausbildungsmöglichkeiten bieten.

Natürlich nutzten die Kinder und ihre Betreuer die Gelegenheit, mich auch auf einige  Schwierigkeiten hinzuweisen, z.B. darauf, dass es den Jugendlichen kaum möglich sei, das notwendige Geld für den Führerschein anzusparen, obwohl der für das spätere berufliche Weiterkommen sehr wichtig ist. Bei meinem nächsten Besuch der Agentur für Arbeit Siegen werde ich auch dieses Thema ansprechen.

Alexander Reichenau und Jens Hunecke wiesen abschließend darauf hin, das ISAF in Hilchenbach über eine weitere Wohngruppe für Erwachsene verfügt, so dass bei Bedarf auch eine Begleitung über das 18. Lebensjahr hinaus möglich sei.

Fazit meines Besuchs: Ich habe viel Interessantes und zum Teil auch Neues erfahren. Bei ISAF in Hilchenbach findet eine vorbildliche Betreuung junger Menschen statt.